Blütenspätlese & das zweitausendvierhundertdreizehnte Gedicht

Tulpen im Botanischen Garten München

Neue Begleitmusik

In einem Restaurant mit Punkmusik gediegen zu speisen -
Ich will nie wieder sagen, nichts hätt‘ sich bewegt!
Ja, mag sein: Auf uns nicht tief bewegende Weisen -
Dennoch wird Nicht-Erwartbares längstens gepflegt.

Und die Welt trägt Tattoos , färbt sich wild ihre Haare,
Tippelt Schritte, die ich Tolldreister niemals gewagt!
Ich seh‘s aus dem Sumpf altvergangener Jahre,
Verstreue mein „Ich hab‘s ja immer gesagt!“.

Aber nirgends heißt‘s: „Interessant, lass ma hören!“ -
Unsre früheren Kämpfe, sie bleiben perdu.
Wir wollten einst, können heute: nur stören.

Habe fertig gegessen. War sehr gut. Und nü?

Bergkulisse & das zweitausendvierhundertzwölfte Gedicht

Blick über die Maria-Theresien-Straße auf die Nordkette

Aprilhoch

Die Berggipfel strahlen aus vielfacher Ferne,
Wenn sie trotz Aprilhochs noch schneebedeckt sind.
Im Sommer ersteigt man Erhabenheit gerne
Und ist ob der leichten Erreichbarkeit blind -
Doch das Gondelgedöns rattert bloß Blasphemie!

Klar, so groß wie die Berge, das werden wir nie -
Jedoch unerreichbar woll‘n wir sie nicht nennen!
Nach Fahrscheinkauf rauf richten wir die Antennen
Nebst den Mitgliedschaftsantrag für unsern Verein.
Im April gilt: Was abweist, ist Weis/sheit allein!

Inndruck & das zweitausendvierhundertelfte Gedicht

Innbrücke von Innsbruck

Inn-akzeptables

Die Wasser vom Inn bollern: Wir haben‘s eilig!
Sie rasieren der Ufer Geschwindigkeitskluft.

Der Landschaft scheint ihre Gemächlichkeit heilig,
Spielt den nutzlosen Onkel, der zu gerne knufft.

Des Inns Strom zeigt an: Ich mag aufsteh‘n vom Tisch -
Ich gehöre hier einfach nicht her,
Bin viel zu jung, motiviert und zu frisch!

Dem Inn ist die Stadt nur das Statt vor dem Meer.

Weilheimkirchturm & das zweitausendvierhundertzehnte Gedicht

Kirchturm von Weilheim

Auf unintendierter „Ach, so funktioniert das!“-Expedition

Es ist gemeinhin gut gewürzt der Unterführungspissgeruch,
Er reizt und beizt die Atemwege.
Erst kürzlich ertappt‘ ich ne Miss beim Versuch
Der Pissgeruchsentstehungspflege.

Tulpig & das zweitausendvierhundertneunte Gedicht

Tulpenblüte im Botanischen Garten München

Dichtungsplatz

Ich sag‘s dir (ungefragt), mein Schatz,
Ein Dichter braucht nen Dichtungsplatz!
Bei klarer Luft, im warmen Lichte
Wird er gewahr dem Versgeschichte,
Auf das er faul sich niederfläzt:
„Erzähl, Natur, was du mir rätst!“

Des muntren Baches Murmelklirren,
Der Summinsekten brummig Schwirren,
Die Heiterkeit der Vögelein,
Das Und-so-weiter flößen ein,
Dass ich hier weilend Zeile tanke.

Am Schreibtisch juchz ich später: „Danke!“

Dachgold & das zweitausendvierhundertachte Gedicht

Auf Wiedersehen

Ich habe mich in dieser Stadt hier vergessen,

Weiß nicht mehr, wie sich einstmals ein Weg von mir lief,
Muss neubeginnnah mit dem Rinnstein mich messen,
Mit jeder Berechnung lieg ich chronisch schief.

Aber hat mich nicht grade ein Wissen gestriffen?
Hab ich mich hier vorschnell als nutzlos begriffen?
Lässt sich dort ein Anhaltspunkt wiederverknüpfen?
Werd folglich ich unbeschwert alles durchhüpfen?

Nein, den Weg zu dem Glück, das mich einst hier enthemmt,
Find ich nicht mehr zurück. Und die Stadt bleibt. Mir fremd.

Winterheimkehrer & das zweitausendvierhundertsiebte Gedicht

Im Botanischen Garten München

Finkenattacke, nach Erweichen der Firnis

Der Vögelchen sprühender Lebenselan
Tut manchem Wurm nicht gut.
Er nährt den Gesang früher Finken und Star‘n
Nebst deren neue Brut.

Innsbruck-Ansicht & das zweitausendvierhundertsechste Gedicht

Blick auf Inn und Innsbruck

Dürers Ansicht auf

Die Ruinen ewiger Bauten, sie schwimmen
Im Strom der Zeit dahin.
Er stiehlt Silhouetten, lässt Highlights verdimmen,
Nimmt dem Festungswall einstigen Sinn.

Einst war hier eine Stadt mit gleichem Namen.
Ich mag nicht nach Kirchtürmen fragen -
Wann die alten verschwanden, wo die neuen herkamen
Und was die Historiker sagen.

Die Vergänglichkeit nagt an uns Kindern geschwinder
Und wir suchen Erlösung in Mauern.
Doch scheppert der Schlussgong nur etwas gelinder,
Denn nichts wird uns lang überdauern.

Rheinstraße Mannheim & das zweitausendvierhundertfünfte Gedicht

Haltepunkt Rheinstraße in Mannheim

Sehsaat am See

Die lässig vor mir ausgestreckte
Saunaqueen vom See
War eine schamlos schnell durchcheckte
Jed Wunsch verwehr‘nde Fee.

Es summten meine Augenfältchen fast selbstverliebt Juchhe!
Sie kam, ich sah, ein Wellchen wiegte. Und ruhig lag der See.

Sukkulenten-Sammlung & das zweitausendvierhundertvierte Gedicht

In der Sukkulenten-Sammlung Zürich

Sowie Sukkulenten

Wenn statt Sukkulenten
Wir Zuckerruhr nur kennten
Und unsre Unverwundten
Schluppten Säcke Lunten,
Blieb nur auszuspucken
(Super aufzumucken)
Ob armer Schlucker Renten.

Sowie der Sukkulenten.

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